Anfangs wollt ich fast verzagen,
Und ich glaubt’ ich trüg’ es nie,
Und ich hab’ es doch getragen, –
Aber fragt mich nur nicht, wie?“

Heinrich Heine, aus „Buch der Lieder“

Von einem Moment auf den anderen kann durch den Verlust eines Menschen die Welt aus den Fugen geraten – Körper und Seele erleben eine tiefe Erschütterung, nichts ist mehr so wie es vorher war. Die Bandbreite an Gefühlen, die Hinterbliebene durchleben, reicht von tiefster Verzweiflung, Wut, Erstarrung bis hin zum Erleben von Ohnmacht. Wie Menschen Verluste erleben ist individuell und sehr persönlich – richtig oder falsch gibt es nicht. Trauerarbeit ist Schwerstarbeit! Körper, Geist und Seele müssen sich inder neuen Situation erst einmal zurechtfinden.

Was hilft Trauernden?

Trauernde dürfen sich die Zeit nehmen die sie brauchen, um wieder ins Leben zurück zu finden. Die Akzeptanz der eigenen Ausnahmesituation nimmt den Druck, dass es bald wieder so sein müsse wie früher. Ebenso unterstützt die Hilfe von verständnisvollen Freunden und das Pflegen sozialer Kontakte, die in dieser schweren Zeit guttun. Abgrenzen sollte man sich allerdings von Menschen, die meinen zu wissen, was nun für den Trauernden zu tun sei und ihn damit überfordern. Die Pflege von Ritualen spendet zusätzlichen Trost und kanalisiert die Trauer. Tägliche Zwiegespräche mit dem Verstorbenen zu führen oder die Worte in ein Tagebuch zu schreiben hilft. Nach einer gewissen Zeit, in der etwas Abstand zum tragischen Geschehen gewonnen werden konnte, sollte man allerdings eine fixe Stunde festlegen, in der man die Erinnerungen an den  Verstorbenen aufleben lässt. Durch diesen festgelegten Zeitpunkt des Gedenkens wird die Trauer auf sanfte Weise kanalisiert und zeitlich begrenzt. So sehr Hinterbliebene auch das Recht auf ihre Trauer haben – sie sollte sich keinesfalls chronifizieren!

Was können Mitmenschen tun?

Einfach zuhören, wertfrei und ohne gut gemeinte Ratschläge! Trauernde erzählen gerne immer wieder von den Erlebnisse mit dem Verstorbenen. Begleitende Menschen müssen sich darüber im Klar sein, dass Hinterbliebenen nur noch diese Erinnerungen geblieben sind und gerne daran festhalten—so bleibt der Mensch, der gegangen ist, zumindest in Gedanken noch lebendig. Es bedarf viel Einfühlungsvermögen zu spüren, welche Unterstützung die trauernde Person brauchen könnte. Das können einfache Dinge sein wie eine Tasse Tee oder eine Umarmung. Aber bitte niemals aufdrängen! Hilfe anbieten und darauf vertrauen, dass der Trauernden spürt welches Bedürfnis gerade im Vordergrund steht ist hier der hilfreichere Weg. Es ist wichtig zu verstehen, dass jeder Mensch anders trauert und es niemandem zusteht darüber zu urteilen. Manche haben keine Tränen, andere verweigern den Besuch des Grabes oder stürzen sich in schmerzübertönende Umtriebigkeit. All das gehört zum Verarbeitungsprozess dazu. Trauer kennt keine Regeln!

Trauer braucht Wegbegleiter, sie braucht Mit-Menschen. Menschen, die einen Teil des schweren Weges mitgehen und auf die man sich in dunklen Stunden stützen kann. Sollte man als trauernde Person allerdings nach einer gewissen Zeit feststellen, dass man mit seinem Schmerz nicht mehr selbst zurande kommt und sich die Trauerspirale weiter nach unten dreht, dann ist der Zeitpunkt für professionelle Hilfe gekommen.