Sokrates soll einmal gesagt haben, er habe sowohl das Potential dazu ein Verbrecher zu werden, als wohl wäre ihm auch die Veranlagung mitgegeben, ein weiser Philosoph zu sein.

In diversen Selbstfindungs-Seminaren wir der Weg zur Persönlichkeitsentfaltung angeboten.  Betrachten wir diese auf dem Prüfstand, dann suggerieren diese, dass der Mensch bereits als ideales Wesen in der Welt sei und sein gesamtes Potential nur noch befreien müsste, um ganz „Ich-selbst“ zu sein.

Es mag zwar wichtig sein, seine persönlichen Anlagen und Tendenzen zu kennen, doch es geht nie und nimmer darum, das gesamte Potential dahingehend zu entfalten. Denn jeder von uns verfügt über Veranlagungen, die nicht nur Gutes in die Welt bringen. Der Mensch muss also eine Entscheidung darüber treffen, welche seiner Werte und Tugenden er tatsächlich in das Leben hinaus trägt, welche er nährt und stärkt und welche davon er ungenutzt verkümmern lässt.

Wenn der Mensch all seine Potenziale einfach ausleben würde, ohne diese zu hinterfragen, dann handelt er rein aus dem Bauch heraus. Es wäre ein emotionsfokussiertes, Ich-haftes Leben ohne die persönlichen Werte, das eigene Gewissen und die innere Stimme zu befragen.

Es geht also nicht darum, das zu verwirklichen , was alles in mir steckt, sondern eine weise Wahl darüber zu treffen, welche meiner Potentiale das Beste und Kostbarste von mir nach außen tragen und für mich wie für meine Umwelt sich als wertvoll erweisen.  

Selbstverwirklichung und Potentialentfaltung beschäftigen sich daher nicht nur damit, was alles in uns angelegt ist, sondern nach welchen Qualitätskriterien wir einen sinnstiftenden Weg wählen.